KölnAlumni stories: Brücken schlagen durch freiwilliges Engagement
Maximilian Oehl wechselt lieber schnell zu „Max“. Der gebürtige Münchner ist zweifelsohne an offener und ehrlicher Kommunikation interessiert – und daran, anderen Menschen zu helfen. Wahrscheinlich ist das neben dem guten Ruf der Rechtswissenschaftlichen Fakultät einer der Gründe, warum er für sein Jura-Studium an die Universität zu Köln kam, ins offenherzige Rheinland. „In Heidelberg jedenfalls, wo ich zuvor mein Studium begonnen hatte, war die Distanz zwischen Dozenten und Studierenden doch um einiges größer“, sagt der 26-Jährige. In Köln hatte er das Gefühl, seine Lebensvorstellungen und eine ganz bestimmte Idee eher verwirklichen zu können: „Als ich meine Absicht teilte, in Köln eine Refugee Law Clinic zu gründen, fand ich schnell viele Mitstreiter. Diese Form des Engagements traf hier auf offene Ohren – sowohl bei den Studierenden als auch bei den Dozenten“. Über 250 Mitglieder zählt der Verein Refugee Law Clinic Cologne (RLCC) aktuell, über den MigrantInnen, vor allem Asylsuchende und Flüchtlinge, kostenlose Rechtsberatung erhalten. Die Idee stammt aus den USA, wo studentisches Engagement für Menschen, die sich selbst nicht helfen können, weit verbreitet ist. In Deutschland ist diese Form der Hilfe erst seit 2007 möglich. Damals wurde ein Gesetz aus der Zeit des NS-Regimes aufgehoben, das die juristische Beratung durch Jura-Studierende verhindert hatte. Ein Professor an der Universität Gießen gründete daraufhin die erste RLC in Deutschland.
Zeit und Know-how teilen
Max kam damals während eines humanitären Projekts in Ghana verstärkt mit dem Thema Migration in Berührung. Wenig später machte er sich mit dem studentischen Projekt „Rock Your Life“ vertraut – ein Mentoring-Programm zwischen HauptschülerInnen und Studierenden, um diesen den Weg zu einer Ausbildung zu ermöglichen. „Ich hatte mich schon lange gefragt, wie man etwas tun kann und die Zeit und das erlangte Know-how während des Studiums nutzen könnte, um anderen zu helfen.“ Mit der Gründung der RLCC im Februar 2013 erfuhr die Flüchtlingshilfe durch Studierende erstmals das verdiente mediale Interesse. Seitdem gründen sich fast monatlich neue „Kliniken“ in ganz Deutschland. Das wiederum ist auch auf Max und seine Kölner KollegInnen zurückzuführen. „Wir wollten von Beginn an die Idee weitertragen und ein Netzwerk aufbauen. Der Praxisbezug während des Studiums ist eine Erfahrung von unschätzbarem Wert. Damit Menschen kennenzulernen und helfen zu können, ist aber die ausschlaggebende Motivation.“ Auch die in Köln gewählte Rechtsform des Vereins war neu. „Wir waren die erste Gruppe von Studierenden, die das ohne einen vorstehenden Professor umsetzte. Daher haben wir so etwas wie einen Vorbild-Charakter. Denn nicht überall haben die Fakultäten diese Form des Lernens und praktischen Weitergebens auf dem Schirm.“
Ein Netzwerk für Flüchtlingsthemen
Im Oktober 2014 hat Max sein erstes juristisches Staatsexamen an der Universität zu Köln abgelegt und arbeitet seitdem an der Universität Lausanne an seiner Promotion. Das Team der RLCC und Max halten auch heute noch engen Kontakt. Es geht um den Netzwerkgedanken, wie der aktuelle Kölner Vorsitzende Tobias Brings betont: „Das öffentliche Interesse am Thema Migration steigt stark und die Tücken im Migrationsrecht, besonders im Asylverfahrensrecht, sind groß. Zwischen Theorie und Praxis bestehen oftmals immense Unterschiede. Wir wollen daher einen bundesweiten Austausch, der interessierten Studierenden den Einstieg in die Materie erleichtert, um im Ergebnis so den Flüchtlingen optimal helfen zu können.“ Und Max ergänzt: „Wir wollen einen stetigen Wissenstransfer ermöglichen und sind mit unseren ersten Netzwerktreffen auf großes Interesse gestoßen. Nach dem „Open Source“-Gedanken wollen wir die durch den Erfahrungsaustausch gewonnenen Infos möglichst weit und unkompliziert verbreiten.“ Dieser Ansatz der Kölner Gruppe wurde im Mai 2015 mit dem Engagementspreis „weiter?geben!“ der Studienstiftung des deutschen Volkes gewürdigt. Die Jury stellte die Synergien zugunsten der Flüchtlinge heraus – „indem Maximilian Oehl Einzelprojekte miteinander vernetzt und bundesweite Strukturen aufbaut."
Zukunft Migrationsrecht
Vorerst konzentriert sich Max aber auf seine eigene Zukunft. „Ich kann mir vorstellen, später auch im migrationsrechtlichen Bereich zu arbeiten. Ob ich dafür wieder nach Köln komme, hängt in erster Linie von privaten Umständen ab. Das kann man jetzt noch nicht sagen.“ Ihm liegt allerdings viel an der Stadt und der Universität – und auch als KölnAlumni-Mitglied