"Das Eigene im Fremden entdecken"
DR. BENJAMIN BECKER, 1983 in Düren geboren, studierte Englisch und Geschichte an der Universität zu Köln und promovierte dort in Englischer Philologie. 2007 verbrachte er als Fulbright-Stipendiat ein Auslandsjahr an der Emory University in Atlanta, USA. Nach seiner Promotion koordinierte er 2013 die Verleihung des Henry A. Kissinger Prize für die American Academy in Berlin. Nach zweijähriger Tätigkeit als Public Relations Manager für das Touro College, einer amerikanischen Hochschule in Berlin, wechselte er 2015 zur Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission, bei der er zuletzt das Referat für Sonderprogramme leitete. 2017 kehrte er nach Köln zurück und übernahm die Leitung des Amerika-Haus e. V. NRW.
Herr Dr. Becker, Sie sind seit April 2017 Direktor des Amerika-Haus e. V. in Nordrhein-Westfalen. Welche Herausforderungen gibt es heute für eine gemeinnützige Organisation?
Das "Amerika Haus" ist in der älteren Generation eine emotional besetzte Marke. Diese natürliche Bindung fehlt heute oft. Insofern stehen wir wie andere gemeinnützige Organisationen vor zwei großen Herausforderungen: Wie schaffen wir es, ein jüngeres Publikum zu gewinnen? Und wie sichern wir die Finanzierung, wenn wir stets neu um Unterstützung werben müssen?
Sie haben bereits im Alter von 34 Jahren eine leitende Position angetreten. Welche Hürden mussten Sie meistern?
Als klassischer Geisteswissenschaftler war der Einstieg in den Beruf eine harte, aber lehrreiche Erfahrung: Auf die erste Ablehnung folgten Phasen der Arbeitssuche und des Selbstzweifels. Rückblickend möchte ich diese aber nicht missen, und vielleicht ist es gerade die Erfahrung von Brüchigkeit, dann aber auch Beständigkeit, die unsere Generation auszeichne.
2007 waren Sie im Rahmen Ihres Studiums als Fulbright-Stipendiat in den USA.
Die Uni Köln bietet ihren Studierenden zahlreiche Möglichkeiten und Unterstützungen für Auslandsaufenthalte im Studium. Welche Bedeutung messen Sie solchen Auslands-Erfahrungen für Studierende bei?
Der Fulbright-Aufenthalt war das prägendste Jahr meines Lebens: Dort habe ich mich beruflich wie persönlich weiterentwickelt und "gefunden". Schwer beeindruckt von dieser interkulturellen Erfahrung - das Eigene im Fremden entdecken - kam ich als anderer Mensch zurück nach Deutschland und bin bis heute dankbar hierfür. Daher kann ich nur jeden ermutigen, den Schritt ebenfalls zu wagen.
"Netzwerke sind ein wichtiger Teil meines Alltags, und ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich bin."
Davor haben Sie Englisch und Geschichte an der Uni Köln studiert und in Englischer Philologie promoviert. Gab es etwas was Sie in besonderer Erinnerung haben?
Während meines Studiums war ich als Hilfskraft tätig und habe an spannenden Projekten mitgewirkt. In besonderer Erinnerung ist mir die Mitarbeit am studentisch organisierten World Business Dialogue im Jahr 2009 - damals als einziger "Exot" von der Philosophischen Fakultät.
Sie haben sich ein breites Netzwerk aufgebaut - unter anderem bei KölnAlumni. Worin besteht für Sie der Nutzen Ihrer Netzwerke?
Netzwerke sind ein wichtiger Teil meines Alltags, und ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich bin. Um es konkreter zu machen: Unmittelbar nach meiner Rückkehr aus den USA habe ich mich im Fulbright Alumni e. V. engagiert, unter anderem als Bundesvorsitzender. Hierdurch konnte ich mir ein Netzwerk zu Personen aufbauen, die auch heute noch beruflich bedeutend für mich sind.
Welche Verbindungen haben Sie heute zur Uni Köln?
Während der vergangenen fünf Jahre in Berlin war ich im lockeren Kontakt zur Uni und habe zum Beispiel einen Vortrag an der Kölner Graduiertenschule Fachdidaktik gehalten. Seit meiner Rückkehr nach Köln knüpfe ich wieder verstärkt an alte Kontakte an, auch, da Studierende eine zentrale Zielgruppe des AmerikaHaus e. V. NRW sind.
Welche künftigen Kooperationsprojekte des Amerika-Haus e. V. NRW mit der Uni Köln können Sie sich vorstellen?
Aktuell bin ich im Gespräch mit mehreren Instituten und freue mich schon auf spannende Kooperationen. Eine konkrete startet demnächst in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für LehrerInnenbildung: Unter dem Motto "Me and my America" rufen wir Schüler, Referendare und Lehramtsstudierende auf, ihre positive Vision für die Zukunft der deutsch-amerikanischen Beziehungen zu entwerfen und multimedial zu verarbeiten.
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"Kölner sind die Amerikaner Deutschlands."
Dr. Benjamin Becker im Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger (9. Januar 2018)
„Kölner sind die Amerikaner Deutschlands“ – Quelle: https://www.ksta.de/29450580 ©2018
Text: Christina Bongartz (KölnAlumni) und Dr. Benjamin Becker. Erschienen im Kölner Universitätsmagazin, Ausgabe 13, Februar 2018.