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Kreativer Wissenstransfer

Andreas Lohaus und Walter Gehlen

Foto: Nils vom Lande

Aus 1 + 1 kann mehr als 2 werden. Das ist zwar rechnerisch äußerst komplex zu erklären - bei Andreas Lohaus und Walter Gehlen hat das Aufeinandertreffen während ihrer Studienzeit in Köln aber genau das bewirkt. Seitdem nutzen sie auf vielen Gebieten ihr jeweiliges Know-how und haben nicht nur die erfolgreiche Messe ART.FAIR hervorgebracht.

14 Jahre Kunstmesse ART.FAIR und sechs Jahre BLOOOM beweisen eines: „Mit Konventionen brechen“ ist kein veraltet daherkommender, idealistischer Spruch. Es gibt tatsächlich Wege, die gar nicht aus Neuem bestehen müssen und dennoch ganz neue Ansätze verwirklichen können – und das auch noch mit Erfolg. Andreas Lohaus und Walter Gehlen haben 2003 die „Messe für Sammler aber auch Einsteiger“ ins Leben gerufen. Zunächst äußerst beschaulich und klein. Über die Jahre ist die offenere Kunstschau zu einer der größten in Europa gewachsen. Das Prinzip dahinter heißt „Barrieren im Kopf überwinden“ und das elitär besetzte Thema „Kunst“ einer breiten Masse zugänglich machen – nicht nur preislich, sondern auch durch eine abwechslungsreiche Erlebniswelt in den Messhallen. Die beiden Gründer durchbrechen  auch auf weiteren Wegen Grenzen. Zum Beispiel mit der zeitlich und räumlich in die ART.FAIR eingebundenen BLOOOM als „weltweit erste interdisziplinäre Messe für konvergente Kunst“. Dieses Format wächst mit enormer Dynamik und versteht sich als eine Kunstschau, die zusammenführt (konvergiert) – also künstlerische Grenzbereiche wie Foto- oder Videokunst einschließt – und jungen oder noch unbekannten Kunsttalenten zur Blüte verhelfen möchte.

Grenzen durchbrechen

Als Studierende der Universität zu Köln haben sich die beiden kennengelernt – Andreas Lohaus an der rechtswissenschaftlichen, Walter Gehlen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Sie sind zwei Menschen, die sich ergänzen – inhaltlich und mental. Das freundschaftliche Band ist klar zu spüren, nicht nur durch ihre lockere, aber fachlich stets aufmerksame und schlagfertige Art. Lohaus und Gehlen fanden sich mit einem gemeinsamen Ziel zusammen: Gründer werden. Anfangs noch in der aufstrebenden ersten Internet-Hype-Phase Ende der 1990er Jahre. Sie waren ein Teil der damaligen digitalen Start-Up-Kultur und wollten ihren Beitrag leisten, die Welt online zusammenwachsen zu lassen. Während der sogenannten „Dotcom-Blase“, die diese Internet-Blütephase hart dämpfte, mussten auch Lohaus und Gehlen sich neu ausrichten. So kam der gemeinsame Nenner „Kunst und Kreatives“ auf den Plan und eben der eigene Anspruch, Grenzen zu durchbrechen – das Konzept der ART.FAIR.

Der Volkswirt Gehlen und der Jurist Lohaus empfanden die Kunstwelt als attraktive Arbeitsumgebung und betraten gemeinsam Neuland. Dafür nutzten sie bereits vor 15 Jahren Strukturen, die heute wesentlich stärker ausgeprägt sind: Hilfe bei der Gründung über Angebote der Universität zu Köln. „Das war eine perfekte Hilfe, den richtigen Weg einzuschlagen. Ein Businessplan für eine Messe hat ganz andere Anforderungen als für ein digitales Start-Up“, so Andreas Lohaus. Das notwendige Handwerkszeug holten sie sich bei der Gründerberatung der Universität, damals noch maßgeblich geprägt durch Joachim Zielinski, der heute der Abteilung Transfer im Dezernat Forschungsmanagement der Universität vorsteht. Die Beratungsangebote sind mittlerweile um das „ProfessionalCenter“ und den GATEWAY-Gründungsservice der Universität zu Köln erweitert. „Auch andere Hürden auf dem Weg zur Selbständigkeit sind heute niedriger“, so Walter Gehlen, „zum Beispiel der Aufwand für eine eigene Internetseite.“

Trotz Rückschlägen auf erster Ebene – oder gerade deswegen – stehen die beiden Kreativwirtschaftler gut da. Walter Gehlen und Andreas Lohaus sind zwei Köpfe, die ihre Ideen umgesetzt haben und heute andere ermutigen, das ebenso zu tun. Sie wissen, wie sie ihre Erfahrung nutzen und weitergeben können: Lohaus mit beratenden Funktionen mittlerweile für den Wirtschaftsausschuss der Stadt Köln. Gehlen mit seiner Coaching-Funktion im Rahmen der BLOOOM. Genauer gesagt: für die Preisträger des BLOOOM-Awards by Warsteiner, der mittlerweile mit 2.000 Einreichungen aus 84 Ländern zu einem der größten Kunstwettbewerbe der Welt zählt. Denn es ist dieser Teil der jüngeren Messe, der den Bogen zurück zur eigenen Uni-Geschichte spannt: Heute sind die beiden selbst ein kleines Professional-Center, vermitteln Kontakte, Know-how und helfen mit ihrem Wissen Nachwuchskünstlern. Das ist genau das, was sie selbst einst an den Strukturen der Universität zu Köln nutzten. Und was durch die Überwindung von Grenzen, die Durchmischung von klassischer Kunst und neuesten Technologien aus einem Markt ein universelles Erlebnis macht. Davon haben sich in diesem Jahr übrigens die KölnAlumni-Mitglieder ein eigenes Bild machen dürfen – auf besondere Einladung der beiden.

Text: Robert Filgner für KölnAlumni. Erschienen im Kölner Universitätsmagazin, Ausgabe 8, November 2016.