Künstliche Intelligenz an der Uni Köln
VON BEATRIX BUSSE
Künstliche Intelligenz ist nichts Neues. Je nachdem, wo man anfängt, 1843 bei Ada Lovelace oder 1956 am Dartmouth College, beschäftigen wir uns seit mindestens 70 Jahren mit KI. Mit der Veröffentlichung von ChatGPT 2022 kam das Thema dann aber sehr plötzlich in der Gesellschaft an – KI war für alle greif- und nutzbar. Und sie konnte sprechen.
An der Universität zu Köln haben wir das sofort gespürt. Zuallererst an vielen Presseanfragen, die die Frage stellten: Ergibt das Studium in der jetzigen Form überhaupt noch Sinn und werden jetzt nicht alle Arbeiten von der KI geschrieben? Ja, tut es – und nein, aber das Lernen, Forschen und Arbeiten verändern sich. So haben wir im Februar 2023 zwei wegweisende Leitlinien formuliert: Wir möchten eine proaktive, offene und neugierige Auseinandersetzung mit KI fördern, deren Einsatz mit maximaler Transparenz erfolgen soll.
Inzwischen spielt KI in allen Bereichen der Universität eine Rolle. Zunächst ein Blick auf die KI-Forschung: Am Center for Data and Simulation Science der UzK wird z. B. an methodischen Grundlagen geforscht und in der medizinischen Forschung wird KI eingesetzt, um die Diagnostik zu verbessern. Wir sehen aber auch, dass KI als Werkzeug in allen Disziplinen an Bedeutung gewinnt: KI wird z. B. genutzt, um Muster zu finden, Interviews und Umfragen auszuwerten, Code zu schreiben oder um die Literaturrecherche zu vereinfachen.
Selbstverständlich verändert sich auch das Lehren und Lernen durch KI. Das beginnt bei der Studienentscheidung: An der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät unterstützt Paco, ein KI-Chatbot, Studieninteressierte bei der Wahl ihres Fachs und beantwortet Fragen. Lehrende nutzen KI, um Inhalte zu erschließen, Materialien zu erstellen oder Aufgaben und Beispiele zu generieren. KI unterstützt uns auch, Lernen zugänglicher zu machen: Es war nie so einfach, mehrsprachige Untertitel zu generieren oder lebendige Bildbeschreibungen zu erzeugen. Ein im Test befindlicher KI-Assistent für unser Lernmanagementsystem hilft Lehrenden bei der Kursgestaltung und beantwortet technische und didaktische Fragen. Lernende nutzen KI als unermüdliche persönliche Tutor:innen, als Schreib- und Prüfungscoaches oder um mit Lehr- und Lernmaterialien per KI zu „sprechen“. Wer hätte gedacht, dass wir Fragen an ein Buch, ein Skript, eine Grafik oder ein Video stellen können?
Natürlich geht das alles auch mit der Frage einher, welche Kompetenzen heute und morgen wichtig sind oder wieder wichtiger werden. Über grundlegende KI-Kompetenzen sollte definitiv jede:r verfügen. Das gilt nicht nur für Studierende, sondern für alle Mitglieder der Universität. Deswegen haben wir z. B. einen offenen „Crashkurs (generative) Künstliche Intelligenz“ entwickelt, in dem Lernende online in wenigen Stunden Basiskompetenzen aufbauen können – auch im Sinne des europäischen AI Act, der u. a. KI-Kompetenzen von Mitarbeitenden einfordert.
Die neuen Möglichkeiten wirken sich auch auf die Verwaltung aus. Hier kommt KI im Arbeitsalltag zum Einsatz: Es werden z. B. Texte mit KI überarbeitet oder übersetzt, Meetings werden transkribiert und Protokollentwürfe generiert. Im Bereich der Kommunikation spielen auch multimodale Systeme, die Bild und Ton beherrschen, eine zunehmend wichtige Rolle. Außerdem sollen auch immer mehr Beratungsangebote, z. B. in der Studienberatung, der IT, den Informationsdiensten, aber auch mit Blick auf die Hochschuldidaktik, ergänzt werden: Es wird möglich sein, jederzeit in der gewünschten Sprache Fragen zu stellen und sofort erste Antworten von einer KI zu erhalten.
All das ist nur möglich, wenn die technischen Bedingungen gegeben sind. Die Universität setzt hier sowohl auf Standardtools als auch auf eigene Infrastruktur, die nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Souveränität sicherstellen soll. So entwickeln wir mit der Ruhr-Universität Bochum im Projekt Open Source-KI.nrw offene KI-Infrastruktur auf dem neuen High-Performance Computing Cluster RAMSES. Dieser stellt mit einer auf Sicherheit und KI ausgerichteten Architektur eine langfristige Forschungsinfrastruktur bereit, insbesondere in den Bereichen Astronomie, Quantenphysik, Medizin und Lebenswissenschaften. Diese wird es uns erlauben, unabhängig und auf eigenen Servern maßgeschneiderte Dienste für Forschung und Lehre anzubieten.
Wie man an dieser Auswahl sehen kann, hat KI ihren Weg in die Universität gefunden. Das ist gut so und als Universität können wir mit unserem offenen, wissenschaftlichen und kritischen Blick einen Beitrag dazu leisten, eine positive Zukunft zu gestalten, in der wir gemeinsam mit KI Herausforderungen meistern und Neues entdecken.
Prof. Dr. Beatrix Busse ist Prorektorin für Studium und Lehre an der Universität zu Köln. Unter ihrer Leitung wird aktuell eine umfassende und alle Bereiche der Universität übergreifende KI-Strategie entwickelt. Weitere Informationen zum Thema “Digitale Bildung” an der Universität zu Köln finden Sie an dieser Stelle!